Guten Morgen meine lieben Freunde
Bis zum 24. Dezember erwartet uns jeden Tag eine Geschichte rund um den Winter und Weihnachten. Dieses Writing Friday Special wurde von Elizzy von readbooksandfallinlove ins Leben gerufen. Danke Dir! Heute dürft ihr meinen Oneshot lesen. Da ich seit Jahren für die Pokémon-Community shreibe, habe ich mich dazu entschlossen, einer guten Freundin von mir eine kurze Fanfiction über Jessie, James und Mauzi an Heilig Abend zu verfassen. Gestern durften wir bei weltaustinteundpapier eine wunderbare Geschichte lesen, morgen geht es bei writingchills weiter.
Ich wünsche Euch viel Spass beim Lesen!
I saw Jessie kissing Santa Claus
Der süsse Duft von Zimt lag in der Luft. Wie jedes Jahr war James mit den Vorbereitungen für unser opulentes Weihnachtsessen beschäftigt. Obwohl wir immer an der Armutsgrenze lebten und kaum Geld für die Butter auf dem Brot hatten, gab er unsere gesamten Ersparnisse für diese Festlichkeit aus. Er stanzte Kekse aus, schob den Braten in den Ofen rüstete das Gemüse. Es machte ihm Spass, sich auf das Fest der Liebe vorzubereiten, es erinnerte ihn immer an seine Grosseltern, die sich stets die grösste Mühe gemacht hatten, ihm ein unvergessliches Weihnachten zu bescheren. Entlang der Wände hingen goldene, rote und grüne Girlanden, selbst-gebastelte Schneeflocken klebten an den Fenstern und leise Töne bekannter Melodien drangen aus unserem Radio. Ich lauschte den Liedern und versuchte mich in Stimmung zu bringen. Als junger Kater freute ich mich immer, wenn am 25. Dezember ein gutmütiger Koch mir alte Reste in den Hinterhof warf. Genüsslich leckte ich an den Fischgräten und aus einer Ölsardinendose. Für einen kurzen Moment hatte ich das Gefühl, dass ich willkommen war und genoss mein karges Mahl.
Ich hüpfte in die Küche, um James unter die Arme zu greifen. Geschickt balancierte er Punsch und Kartoffelbrei. „Könntest du den Tisch decken, Mauzi? Wir benutzen heute das Silberbesteck, es ist ein besonderer Tag“ bat er mich. Ich blickte rüber zu Jessie, die zusammengerollt auf dem Sofa lag. Unser sonst so aufbrausendes Teammitglied hatte sich heute noch nicht zu Wort gemeldet, hatte sich weder beklagt noch uns zurechtgewiesen. Sie war still und starrte an die Decke. „Wieso kann Jessie das nicht übernehmen?“ Widerwillig griff ich nach den Gabeln und Messern und verteilte sie auf den Tischmatten mit winterlichem Motiv. James Blicke wanderten rüber zu Jessie. Sie stiess einen tiefen Seufzer aus und drehte sich auf die andere Seite. „Du weisst doch, dass Jessie an den Festtagen immer etwas melancholisch ist. Sie vermisst ihre Mutter, das kann ich von mir nicht behaupten. Lassen wir sie einfach in Ruhe. Sobald sie das Essen riecht, wird sie sich von alleine an den Tisch bewegen und vor unseren Augen alles wegputzen. Ich hoffe ihr schmeckt mein Menu. Was sagst du? Zur Vorspeise gibt es einen gemischten Salat mit einem eigens kreierten Kräuterdressing, zur Hauptspeise habe ich einen Braten gefüllt und als Nachtisch serviere ich Lebkuchen und Schokoladenkekse,“ James war stolz auf sein Werk und liess den Ofen keine Sekunde aus den Augen. Für Jessie wollte er sich ins Zeug legen, er wollte ihr diese schwierige Zeit versüssen und sie mit Leckereien verwöhnen. Da durfte nichts schief gehen. Ich nickte zustimmend und ging meiner Arbeit nach. Jessie setzte sich auf. Sie beobachtete uns, wie wir schufteten und uns keine Verschnaufpause gönnten, während sie gelangweilt und völlig abwesend auf dem Sofa herumgammelte. Sie schlang die Arme um ihre Knie und starrte ins Leere.
James hielt einen Moment inne und gesellte sich zu ihr. Er legte ihr einen Arm um die Schulter. „Was ist los, Jessie? Was hast du? Freust du dich denn nicht auf Weihnachten und den Weihnachtsmann? Vielleicht erfüllt er dir dieses Jahr deine geheimsten Wünsche“ er lächelte sie ermunternd an. Jessie zog die Nase kraus. „Wozu Weihnachten? Wozu einen Weihnachtsmann? Bis jetzt hat er mich jedes Mal enttäuscht!“ erwiderte sie und wandte den Blick ab. „Was hast du dir denn gewünscht?“ wollte James wissen und fühlte ihr auf den Zahn. Jessie schüttelte den Kopf. „Das kann ich dir nicht sagen, sonst geht es nicht in Erfüllung, aber daran glaube ich schon lange nicht mehr. Er hat mir nicht als Kind meinen Wunsch erfüllt und er wird ihn mir auch nicht als junge Frau erfüllen,“ sie lehnte sich zurück in das Polster, niedergeschlagen und entmutigt. „Vielleicht lässt sich das ändern,“ James zwinkerte ihr zu und verschwand wieder in die Küche. Irgendwie musste er Jessie aufmuntern und ihr den wahren Geist von Weihnachten nahebringen. Ich staunte immer wieder, wie viel Mühe sich James gab, Jessies schlechte Laune aufzuhellen. Das ganze Jahr über unterstützte er sie bei Wettkämpfen, jubelte bei Siegen, tröstete sie bei Niederlagen. Wenn sie müde war, trug er sie in ihr Bett und las ihr sogar eine Gutenachtgeschichte vor. Er nähte ihre Turnierkleidung, kochte für sie und tat alles in seiner Macht stehende, um sie glücklich zu sehen. Auch für dieses Problem würde er eine Lösung finden, da war ich mir sicher.
Eine halbe Stunde später verabschiedete sich James von uns unter dem Vorwand, die Staudensellerie für die Bratenfüllung vergessen zu haben. Er griff nach seiner Winterjacke und rauschte aus unserem Lager. Draussen tobte ein Schneesturm, der Wind heulte durch die Gassen und es dämmerte schon, aber das hielt James nicht von seinem Plan ab. Er stapfte durch den meterhohen Schnee und steuerte ein Kostümgeschäft an. Die Klingel an der Tür bimmelte und eine kleine, alte Frau öffnete ihm. „Sie Armer, sie müssen völlig durchfroren sein. Kommen Sie doch rein,“ mit einer Handbewegung bat die Verkäuferin James in den Eingangsbereich ihres Ladens. „Was kann ich für Sie tun?“ sie lief in die Küche und brachte James eine heisse Tasse Tee. „Ehm, ich weiss, dass ich wohl etwas zu spät bin, aber hätten Sie noch ein Weihnachtsmannkostüm übrig? Es ist sehr wichtig,“ James nahm einen kräftigen Schluck. Die Frau schüttelte traurig den Kopf. „Tut mir Leid, das letzte Kostüm habe ich heute Morgen verkauft,“ sie legte eine Hand auf seine Schulter. „Oh nein. Wissen Sie, meine beste Freundin verliert langsam den Glauben an Weihnachten und ich wollte ihr beweisen, dass an diesem Tag Wunder möglich sind. Deshalb wollte ich mich als Santa Claus verkleiden und ihr wieder einen Grund geben, an das Gute zu glauben und zu hoffen. Es war mein Versuch sie aufzuheitern und jetzt scheitere ich an einer roten Mütze,“ James war mehr als verzweifelt. Die alte Frau sah ihn lange schweigend an. „Sie mögen Sie, nicht?“ fragte sie den Team-Rocket-Agenten. James nickte heftig. „Egal wie launisch sie ist und egal, wie oft sie mich auf den Mond schiessen möchte, weil meine brillanten Pläne in die Hose gehen, ich möchte sie nicht missen. Sie hat auch ihre charmanten Seiten, solang sie keinen Hunger hat. Sie hat mir schon oft aus der Misere geholfen und mich beschützt, deshalb will ich ihr das schönste Weihnachtfest aller Zeiten bescheren,“ seine Wangen färbten sich rot beim Gedanken an Jessie. Er musste zugeben, dass er im Laufe der Jahre Gefühle für sie entwickelt hatte. Gefühle, die er lange Zeit verdrängt hatte, aus Angst vor einem weiteren Reinfall. Die alte Frau legte ihre Hände in Falten und dachte angestrengt nach. „Wissen Sie was? Mein Mann, er ist vor zwei Jahren verstorben, hat sich an Weihnachten immer für die Kinder auf Cinnabar Island verkleidet, um ihnen eine Freude zu machen und sie mit Mandarinen und Nüsschen zu beschenken. Die Kinder waren aus dem Häuschen und er konnte ihnen stets ein Lachen entlocken. Ich habe sein Kostüm bis zum heutigen Tag aufbewahrt, als Erinnerung an ihn,“ sie stand auf, lief hinter die Theke und kramte in einer Kartonschachtel. Sie zog eine Zipfelmütze und einen roten Anzug aus der Box und reichte ihn James. „Hier, nehmen Sie ihn. Ich hoffe, er wird Ihnen dienen,“ James nahm das Kostüm entgegen. Es rührte ihn zu Tränen, dass die Frau bereit war, ein so kostbares Andenken an ihn weiterzugeben. „Danke! Danke vielmals!“ Eine einsame Träne kullerte die Wange der Verkäuferin runter, sie drückte seine Hand und begleitete ihn zur Tür. „Viel Glück!“ rief sie durch die herumwirbelnden Schneeflocken, doch James war schon ausser Hörweite. Er rannte und rannte, so schnell seine Beine ihn trugen. Zurück in ihrem Lager schlüpfte er in das Kostüm, richtete den langen, weissen Bart und übte ein tiefes „Ho-ho-ho“.
„Wo bleibt James? Er verpasst ja das leckere Essen. Ich muss sagen, dieser Kerl hat sich wieder einmal selbst übertroffen. Das Dinner ist ein wahrer Gaumenschmaus,“ Jessie schnitt sich eine Scheibe des gefüllten Bratens und löffelte eine Portion Zucchini auf ihren Teller. Ohne auf ihren besten Freund zu warten, fing sie an zu schlemmen und zu schmatzen. Ich war mir nicht sicher, wo James steckte, doch ich hoffte für ihn, dass er bald zurückkehren würde, sonst würde nichts mehr für ihn übrig sein.
Plötzlich hörten sie ein lautes Poltern. Die Asche rieselte vom Kamin und da entdeckte Jessie einen Stiefel, gefolgt von einem zweiten. „Ho-ho-ho,“ ertönte James Stimme aus den Tiefen des Kamins. Jessie stand auf und lief eilends zur Feuerstelle. Sie blickte nach oben, da plumpste ein in Rot gekleideter Mann durch den Schacht. „Hallo Jessie,“ begrüsste er sie. Die Team-Rocket-Agentin war sprachlos und beäugte den Kostümierten misstrauisch. „Santa?“ ein kindlicher Ton spielte in ihrer Stimme. James trat einen Schritt auf sie zu. „Ja, meine liebe Jessie. Ich bin hier um deinen Wunsch zu erfüllen,“ er kniff ihr liebevoll in die Schulter. „Wirklich?“ sie machte grosse Augen. „Was wünschst du dir? Schmuck? Fesche Kleidung?“ wollte James wissen. Jessie schüttelte den Kopf und wirkte auf einmal wieder traurig. „Was ist los?“ wollte James wissen. „Ich wünsche mir nichts Materielles, auch wenn du das vielleicht denkst. Ja, ich bin ein verwöhntes Mädchen und mir steht so ziemlich alles, aber ich wünsche mir etwas ganz anderes,“ sie traute sich nicht ganz, ihm ihr Geheimnis anzuvertrauen. „Was ist es?“ er hob ihr Kinn an. „Eine Familie, jemanden, der mich wirklich lieb hat. Kannst du mir diesen Wunsch erfüllen oder bist du nur ein Schwindler?“ Jessie musterte Santa Claus. James zog die Mütze von seinem Kopf und enthüllte sein Gesicht unter dem weissen Bart. Er griff nach Jessies Hand und streichelte sie sanft. „Aber Jessie,“ sie blickte ihn schockiert an. „Du hast doch eine Familie. Du hast mich, Mauzi und unsere Pokémon. Wir alle lieben dich mit all deinen Stärken und Schwächen,“ niemals hätte James gedacht, wie sehr sich Jessie nach Geborgenheit sehnte. Natürlich sprach sie oft von ihrer Zeit im Waisenhaus, aber dass sie die Nähe zu Menschen so sehr vermisste, war ihm lange nicht klar gewesen. Er schloss sie fest in seine Arme und lief mit ihr unter den Mistelzweig. „Was tust du da, James?“ sie zögerte einen Moment, als sie das Ästchen über ihren Köpfen entdeckte. „Ich möchte dir zeigen, wie sehr ich dich liebe. Ich weiss, Jessie. Wenn es zu Gefühlen kommt, bin ich ein Angsthase. Ich verschliesse mich davor und gebe vor, kein Interesse an dir zu haben. Aber das stimmt nicht. Du bist ein wundervoller, talentierter Mensch und ich muss mich endlich aus diesem Schneckenhaus wagen,“ er legte eine Hand an ihre Wange. Sie lächelte und schlang die Arme um seinen Nacken. Er hielt einen Moment inne, beugte sich vor und drückte einen sanften Kuss auf Jessies Lippen. Ich beobachtete die zwei Turteltauben und schmunzelte. Es war höchste Zeit, dass die beiden sich finden und heute war der perfekte Tag dafür – das Fest der Liebe.
Ich hoffe, Euch hat mein Oneshot gefallen!
Alles Liebe und eine schöne Vorweihnachtszeit wünscht
Melanie
Pokémon! Vielen Dank für diese Reise in meine Kindheit, die du mir mit deiner Geschichte beschert hast. 🙂 Und dann ist sie auch noch so herrlich weihnachtlich! Ein toller Beitrag!
Liebe Grüße
Anna
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Danke vielmals, liebe Anna! Es freut mich, dass Dir meine Geschichte gefallen hat. Es gibt noch viel mehr davon, falls Du mal Lust und Interesse hast. „Learning to fly“ ist mein aktuellstes Projekt. Du findest alle auf meiner Fanfiction-Seite. Ach, James ist und bleibt mein Traummann *.*
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Ich habe absolut keinerlei Ahnung von Pokémon, aber die Geschichte hat mir trotzdem gefallen. Vielen Dank für eine Liebesgeschichte mit Schneesturm am Abend!
Liebe Grüße
Tanja
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Hallo liebe Tanja
Danke für Dein Feedback! Es freut mich, dass Dir mein Oneshot gefallen hat.
Liebe Grüsse
Melanie
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Hey Melanie,
eine schöne Idee. Ich finde es spannend, dass du aus Mauzis Sicht geschrieben hast. So ein kleiner Romantiker. 😉
Grüße, Katharina
von http://www.kathakritzelt.com
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Hallo Katharina
Vielen Dank für die motivierenden Worte. Freut mich, dass es Dir gefallen hat. Ja, Mauzi hat den Braten schon lange gerochen 😉
Liebe Grüsse
Melanie
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Liebe Melanie, eine wunderbare Geschichte ❤ Freut mich sehr, dass du mitgemacht hast und uns so eine wundervolle Pokémon Weihnachtsgeschichte beschert hast!
Hab ein tolles Wochenende ❤
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Danke liebe Eli ❤ Es freut mich, dass dir meine Geschichte gefallen hat und danke dir für die Writing Friday Special-Aktion.
Ich wünsche dir und deiner Familie frohe Festtage ❤
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Eine süsse Geschichte – ich kenne zwar die Figuren nicht – nicht mein Zeitalter – aber sehr süsses Happy End.
Frohes Fest
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Danke Dir, liebe Rina. Es freut mich, dass Dir dieser Oneshot gefallen hat. Pokémon ist mein Steckenpferd. Es wird noch mehr Geschichten von mir geben, aber nicht nur über das Anime 😉
Dir auch ein frohes Fest!
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Dann freu ich mich noch von dir zu lesen.
🙂
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