Ein letzter Gruss – #WritingFriday

Hallo Bücherfreunde,

neuer Monat, neue Schreibaufgaben. Ich werde versuchen, im März aktiver zu posten und meine Kreativität auszuleben. Der #WritingFriday ist eine Aktion von Elizzy.

Schreibthemen / Schreibaufgaben März 2019

  • Du bist durch die Zeit gereist und im Jahr 2819 gelandet, berichte davon.
  • Du bist ein Papagei in deinem Käfig, berichte was du den ganzen Tag über so tust und siehst.
  • Schreibe eine Geschichte die mit dem Satz “Es war eine Nacht, wie es sie noch nie zuvor gegeben hatte, zum ersten Mal sah man…” beginnt.
  • Du hast gerade einen Mord begannen und musst die Leiche loswerden. Wie gehst du vor?
  • Beschreibe so genau wie möglich ein altes verlassenes Haus, dass sich in einer Moorlandschaft befindet. Versuche dabei folgende Wörter mit in deinen Text einzubauen: Kaffeebohnen, rubinrot, Familiengeheimnisund versunken.

 

Ein letzter Gruss

Es war eine Nacht, wie es sie noch nie zuvor gegeben hatte. Zum ersten Mal sah man drei glühende, rote Punkte am Himmel schweben. Die Leute, die sich auf dem Dorfplatz versammelt hatten, verfielen in tiefes Schweigen. Wir alle wussten, was diese drei Leuchtkörper im Dunkel der Nacht zu bedeuten hatten, wir alle kannten Gwendolyns Prophezeiung: „Und wenn das Feuer die Finsternis durchbricht, wird sein die Erde ohne Licht.“ Sie hatte uns oft vor der drohenden Apokalypse gewarnt, doch viele von uns taten ihre Worte mit einem Lächeln ab und schenkten ihr kaum Gehör. Jetzt war die Zeit gekommen, die Stille lag über den Köpfen der Bewohner. Uns blieben nur noch wenige Stunden bis zur kompletten Zerstörung, bis all unsere Häuser zu Staub und Asche zerfallen würden. Evan drückte meine Hand. Ich zitterte am ganzen Körper. Das konnte doch alles nicht wahr sein, es war nur ein Traum – ein schrecklicher Alptraum. Kinder begannen zu weinen, Mütter begannen zu schreien. Klagerufe hallten durch die kühle Septembernacht. Ich blickte mich um und sah in tränen-verschmierte Gesichter, sah Familien, die sich in den Arm nahmen und gemeinsam zu Boden gingen. Sie wollten nicht von dieser Welt scheiden, doch, wenn es keine andere Möglichkeit mehr gab, dann wenigstens in guter und tröstender Gesellschaft. Eine einsame Träne rann meine Wange hinunter. Ich musste Schlucken, der Kloss in meinem Hals wurde von Mal zu Mal dicker. Mir blieb die Luft weg, Evan schlang seinen Arm um meine Taille und küsste mein Haar. „Es tut mir so Leid,“ hauchte er mir ins Ohr. „Dich trifft keine Schuld, Evan! Wir alle hielten Gwendolyns Rede für spässliches Geschwätz. Wie konnten wir ahnen, dass sie Recht hatte?“ Auch er kämpfte gegen die bitteren Tränen an. Ich kramte in der Hosentasche nach meinem Handy, zückte es hervor und öffnete den Chatverlauf meiner Mutter und mir. Einen letzten Gruss wollte ich noch an sie richten, ein letztes Mal ihr sagen, wie lieb ich sie hatte und wie viel sie mir bedeutete.

„Liebe Mama,

wenn du das liest, hat der Feuerball unseren Teil der Erde bereits erreicht. Sorge dich nicht um mich, ich bin in guten Händen. Ein Knall, ein Schwall, doch ich werde nichts spüren. 

Danke, dass du immer für mich da warst. Danke, dass du mir mit Rat und Tat zur Seite gestanden bist, mir zugehört hast, mich aufgemuntert hast, mich zu neuen und glorreichen Taten beflügelt hast. 

Wir standen uns immer sehr nahe, ich konnte deine Ängste und Bedenken verstehen, du hattest es nicht immer leicht in deinem Leben und trotzdem hast du deine Wünsche ganz nach hinten gestellt und dich um mich gekümmert. Ich war kein einfaches Kind, war manchmal anstrengend und widerspenstig. Du hast dir nichts anmerken lassen, auch wenn du noch so überfordert warst. Du bist die stärkste Person, die ich je kennen lernen durfte, zielstrebig, aufopferungsvoll, zuvorkommend und gütig. 
Es tut mir Leid, habe ich dir oft Probleme bereitet, war keine gute Tochter für dich. Es tut mir Leid, habe ich dich enttäuscht. Hätte ich die Zeit, würde ich alle Fehler wieder gut machen, würde mich entschuldigen und mit dir als gutem Beispiel vorangehen.

Uns bleiben die Erinnerungen. Weisst du noch die schwarze Plüschkatze, die du mir auf den Treppenabsatz gelegt hast? Weisst du noch das niedliche Spielset mit Bäumen und Waldtieren? Alles kleine Aufmerksamkeiten, die zeigten, wie sehr du mich mochtest, wie wichtig ich dir war. 

Meine liebe Mama, ich werde dich immer lieben, egal ob auf Erden oder im Himmel. 
Vergiss mich nicht, vergiss nicht mein Gesicht. Denn wir werden uns wiedersehen. Und wenn du vor mir stehst, mit einem seligen Lächeln, werde ich in deine Arme fallen, dich so lange drücken, bis uns beiden die Kraft ausgeht. Wir werden wieder lachen, nur du und ich, ohne Sorgen, ohne Bitterkeit. 

Pass auf dich auf und bis bald!
Ich hab dich lieb,
Rochelle“

Nachdem ich auf „senden“ gedrückt hatte, verstaute ich mein Handy wieder in meiner Hose. Es waren nicht mehr Lichtpunkte am Himmel, sondern rote mondgrose Bälle, die auf uns zurasten, doch ich hatte keine Angst. Ich wusste, was mich danach erwarten würde. Nur wenige Augenblicke trennten mich von der Ewigkeit. Aus Büchern und Geschichten ahnte ich, wohin mich das Schicksal trug. Es trug mich an einen Ort ohne Ängste, an einen hellen, warmen Ort der Ruhe und Geborgenheit, es trug mich zu meiner Mutter. Für immer vereint.

9 Kommentare zu „Ein letzter Gruss – #WritingFriday

    1. Hallo Norbert,
      danke für Dein Lob! Freut mich, dass es Dir gefällt. Ich schreibe gerne ab und zu auf Deutsch, so kann ich auch besser mit Wörtern und Sätzen spielen.

      Liebe Grüsse,
      Melanie

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    1. Hey Katharina
      Danke für Dein Lob. Es macht mir viel Spass, Geschichten auf Deutsch zu schreiben, so kann ich auch besser mit Sätzen und Wörtern spielen 😉

      Liebe Grüsse,
      Melanie

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    1. Liebe Rina, danke für das Lob! Es freut mich, dass Dir die Geschichte gefallen hat. Ja, so stelle ich es mir vor. Auch wenn wir unsere Liebsten in diesem Leben verloren haben, glaube ich doch fest daran, dass wir sie wiedersehen.

      Liebe Grüsse

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