Guten Abend liebe Bücherfreunde,
vor einigen Tagen habe ich mit dem Lesen eines Buches begonnen, von dem ich die Hoffnung hatte, dass es mich in meinem Leben weiterbringt. Zunächst mal zu meiner Glaubenssituation. Ich wuchs römisch-katholisch auf, bezeichne mich aber lieber einfach als Christin (so, wie es mein Onkel getan hat). Ich glaube an unseren Herrn Jesus Christus, an die Heilige Dreifaltigkeit und bete regelmässig, bin aber nicht wirklich eine Kirchgängerin. Meine Studien drehten sich sehr lange um theologische Themen und ich konnte Stunden mit meinem Onkel über Religion und antike Kulturen diskutieren. Leider ist er im September 2021, nach langer und schwerer Krankheit, verstorben. Plötzlich tat sich bei mir ein riesiges Loch auf. Ich habe schon so viele geliebte Menschen (fast) verloren und, es tut mir Leid, das zu sagen, aber ich habe Mühe, an die Auferstehung zu glauben. Ich habe existenzielle Angst davor, dass ich meine Vorfahren nie mehr sehen werde und das nagt ziemlich an mir. Nachdem diese Leere einige Monate angedauert hat, wollte ich den Schritt wagen und zurück zur spirituellen Literatur finden.
Also habe ich mir das Buch von/mit Stefan Oster und Rudolf Gehrig gekauft: „Den ersten Schritt macht Gott“. In diesem Buch geht es um Beruf und Berufung und ich war neugierig und bin es immer noch, welchen Plan Jesus mit mir hat (da ich momentan ja ziemlich chaotisch lebe und einfach nichts finde, womit ich mich jahrelang auseinandersetzen könnte. Klar zieht es mich immer wieder in die Antike, aber Medizin gefällt mir auch und es ist einfach ein so grosses Durcheinander in meinem Kopf…) Ich frage mich, wohin mich meine Reise führen wird und ob ich irgendwann mal einen Job finde, der mich erfüllt, der mir Freude bereitet und bei dem ich wachsen kann.
Nun gut, ich habe also begonnen, das Buch zu lesen und muss sagen, dieses Interview, das da geführt wird, ist so diskriminierend. Auf die Frage, weshalb Frauen in der katholischen Kirche nichts zu suchen haben (was ich ja selber auf erfahren durfte – man wird als Dozentin für Neues Testament an einer katholischen Universität einfach nicht ernst genommen!), antwortet der Bischof: Ja, Christus ist der Bräutigam, nimmt also eine Position als Mann ein, deshalb dürfen auch nur Männer einer solchen Berufung folgen. Frauen können zwar gläubig sein, werden sich aber nie in der katholischen Kirche etablieren könnne. Und dann zu den Missbrauchsfällen – er nimmt die Täter ja fast noch in Schutz! Ja, wir seien doch alle Sünder… Ein Pädophiler hat in der Glaubensgemeinschaft und in so hohen Rängen nichts verloren! Es tut mir Leid, aber dieses Interview regt mich nur auf und was die Berufung betrifft, bleibt man ziemlich ratlos zurück. Ich dachte mir, dass es spiritueller wäre, dass man im Gebet neue Erkenntnisse sammeln kann, dass Christus mich leitet, aber aus diesem Buch gewinne ich keinen fruchtbaren Ertrag für mich.
Ein ziemlich ernüchternder erster Eindruck, überhaupt nicht lesenswert und irgendwie schade für alle die, die sich Hoffnungen machen und vielleicht auch auf eine Eingebung oder wegweisende Hilfestellungen warten.
Kennt ihr das Buch und hat es Euch gefallen?
Liebe Grüsse
Eure Melanie